Berichte

AufEinWort2Sr. Christa Maria Plum„Es sind oft die kleinen Dinge, die einem Mut geben.“

In unserer neuen Reihe "Auf ein Wort" stellen  wir engangierte Menschen, ihre Aufgaben und Projekte vor. 
Sr. Christa Maria ist Ordensschwester in der Gemeinschaft der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus. Geboren wurde sie in Aachen und sie ist seit fast 18 Jahren in unserer GdG tätig. 

 Welche Tätigkeiten üben Sie in unserer GdG aus und was ist Ihre Motivation?

Meine größte Aufgabe ist die Planung, Organisation, Durchführung und auch Mitarbeit in der Erstkommunionvorbereitung. Ich gebe Erwachsenen und Jugendlichen das Rüstzeug, den Kindern von Gott zu erzählen. Wichtig ist die Vorbereitung auf den Empfang der Eucharistie. Darüber hinaus bin ich Ansprechpartnerin für die Kindergärten und arbeite in den Pfarreiräten in Arnoldsweiler und Mariaweiler mit. In den Gemeinden biete ich sehr gerne die Möglichkeit zum Gespräch an, vor allem älteren Menschen, aber auch Familien. Wichtig sind mir auch geistliche Angebote, wie in der Fastenzeit die Impulse oder das Bibel-Gespräch einmal im Monat. Darüber hinaus organisiere und gestalte ich mit einem Team die Arnolduswoche.

Grundsätzlich bin ich und sind auch alle im Pastoralteam bereit, seelsorgliche Gespräche zu führen. Oft ist dies in Krisensituationen notwendig. Aber gerade ältere Menschen freuen sich über Besuche und das Gespräch.

Der Glaube ist vielleicht bei vielen Menschen verschüttet. Es ist eine Aufgabe, Dinge die für uns kostbar und wertvoll sind, wieder aufzudecken. Darin sehe ich meinen Dienst.

 

Werden die geistlichen Angebote gut besucht?

Meistens kommen nicht viele Menschen hin, aber es kommt auch nicht auf die Zahlen an. Wir brauchen einfach den Bezug zu Gott und zur Bibel. Wichtig ist der Austausch darüber, was mir der Glaube bedeutet, was mir Christus bedeutet und dies auch von anderen zu hören. Ich bin immer noch Lernende und werde mein Leben lang Lernende bleiben. Wichtig ist es, mit Menschen über den Glauben zu sprechen und immer mehr Christin zu werden. Auch ich werde immer neu Christin oder ich will immer mehr Christin werden.

 

Welche Rolle spielen die Eltern und Katechetinnen in der Erstkommunionvorbereitung?

Ich nehme einen großen Umbruch war. Das fängt schon bei den Anmeldungen an. Einige kennen die Kirche noch. Teilweise gibt es aber auch Kinder, die die biblischen Geschichten oder Gebete gar nicht mehr kennen. Bei den Kindern erlebe ich eine große Offenheit und ein großes Interesse. Sie sind von Jesusgeschichten sehr fasziniert. Den Katechetinnen und Katecheten versuche ich in den Begleitgesprächen zu sagen, dass es um ihren Glauben geht. Sie sollen von sich aus antworten und müssen nicht alles wissen. Da kann man in den Katechetenrunden dann drüber sprechen. Ich gebe den Menschen gute Vorgaben und ich möchte in Zukunft mehr zu einer Familienkatechese kommen, wo der Glaube zuhause und in den Gottesdiensten gefeiert wird, zuhause auch gebetet wird. Das Konzept dafür wird jedes Jahr neu überarbeitet. Ein großer Wunsch von mir ist, dass dies in Zukunft von Eltern und Gemeindemitgliedern auch übernommen werden kann. Dies erfordert aber eine gute Begleitung. Wichtig ist dabei selbst ein glaubender und betender Mensch zu sein. Aber es ist schwierig, Menschen dafür zu gewinnen.

 

Gibt es denn Angebote, die die Eltern mit ins Boot holen?

Wir machen Weggottesdienste, an denen auch die Eltern mit den Kindern katechetische Einheiten erleben. Nach den Rückmeldungen vieler Erwachsene haben diese Einheiten gut getan. Da dies auch Erwachsene anspricht, würde ich diesin Zukunft gerne verstärken. Es geht um Glaubenserfahrung. Dafür braucht es Zeiten und Räume. Die Eltern sind häufig zeitlich sehr eingebunden. In der Vergangenheit sind wir schon mal nach Kevelaer gefahren und das war auch für Alle eine gute Erfahrung, so einen Wallfahrtsort zu besuchen.

Wie sieht eine typische Arbeitswoche oder ein Arbeitstag aus?

Als Ordensschwestern leben wir zu dritt in einem kleinen Konvent in Arnoldsweiler. Dort haben wir am Morgen und Abend das gemeinsame Stundengebet. Los geht es um 6:30 Uhr mit den Laudes und abends treffen wir uns um 18 Uhr zur Vesper wieder. Wir gehen jeden Tag in die Heilige Messe. Darüber hinaus gibt es noch weitere Gebetszeiten, die ich über Tag einbaue, wie das Rosenkranzgebet oder eine stille Betrachtungszeit. Dazwischen übe ich dann meine Tätigkeit aus. In Birkesdorf habe ich ein Büro. Dort bereite ich vieles vor. Oft bin ich unterwegs, in den Kindergärten oder bei Katechetentreffen. Die Treffen im Pastoralteam sind auch wichtig. Wenn ich unterwegs bin und merke, es besteht Bedarf für ein Gespräch, dann biete ich das auch gerne an. 

 

Was war ein schönes Erlebnis in unserer GdG?

Für mich war das Passionsspiel der Kommunionkinder am Karfreitag immer ein Highlight. Das war ein Glaubenszeugnis, wo alle Sinne angesprochen wurden und wir zeigen konnten, was uns an unserem Glauben wichtig ist. Auch die Arnolduswoche ist für mich jedesmal ganz besonders. Darauf freue ich mich immer sehr. Ich bin auch sehr froh über die Begegnungen in unserem Team und wie wir hier zusammenarbeiten. Für das gute Team bin ich sehr dankbar.

 

Welchen Wunsch für die Zukunft haben Sie für die GdG?

Der GdG wünsche ich, dass wir unsere guten Gaben noch mehr teilen und dass wir in Zukunft weiter schauen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können. Es wäre schön, wenn wir das Gute bei uns noch mehr verstärken. Schön wäre zum Beispiel ein großes GdG-Fest im Jahr. Der Glauben muss auch mal gefeiert werden. 

Was macht Ihre Ordensgemeinschaft aus und wieso sind Sie bei uns in der GdG als Ordensschwester tätig?

Mit 21 Jahren bin ich in den Orden eingetreten. In der Ordensgemeinschaft hat sich seitdem Vieles verändert. Wir sind immer kleiner geworden, viele Schwestern sterben, immer weniger neue Mitglieder kommen hinzu. Es ist für uns sehr schmerzlich. Und wir überlegen, was bedeutet das für uns. Das Gründungscharisma unserer Ordensgründerin Franziska Schervier hat sich ganz besonders um die Armen gekümmert, war aber offen für alle Menschen. Mittlerweile sind einige Schwestern neben Kranken- und Altenpflege auch in anderen Berufen, wie zum Beispiel in der als Gemeindereferentin. Ich sehe meinen Dienst auch darin, für andere Menschen da zu sein und von meinem Glauben zu erzählen.

Im Orden selbst bin ich in der Ordensleitung tätig und überlege dort mit, wie wir einen guten Weg in die Zukunft gehen können. In der GdG arbeite ich deshalb nur mit einer halben Stelle. Oft ist es schwierig, die Aufgaben in der GdG und im Orden unter einen Hut zu bringen, da die Stundenzahl beschränkt ist.

 

Wollten Sie als Kind auch schon Ordensschwester werden?

Eigentlich gab es die Idee zu heiraten (lacht) und ich hatte überlegt als Lehrerin an die Schule zu gehen.

Die Kirche ist von außen ja auch sehr herausgefordert und steht oft negativ da.

Das ist so. Ich spüre bei mir, dass festigt meinen Glauben immer mehr. Je mehr die Kirche von außen angefragt wird, desto fester mache ich mich in meinem Glauben. Ich frage mich dann noch mehr, was bedeutet mir Gott, was bedeutet mir Jesus und was bedeutet mir die Kirche. Ohne die Kirche gibt es keinen Glauben, keinen Jesus und keinen Gott. Das festigt mich in meinem Glauben und da würde ich gerne auch mit Erwachsenen mehr drüber ins Gespräch kommen. 

 

Was müßte sich denn in der Kirche ändern?

Jede und jeder Einzelne müsste umkehren. Ich merke das bei mir auch. Ich weiß nicht, ob wir christlich genug leben. Ob wir so leben, dass andere Menschen an uns ablesen können, das sind Christen. Ich muss mir selbst gegenüber kritisch sein. Ich brauche selbst immer wieder einen Neuanfang und muss mich selbst auch immer wieder hinterfragen. Vielleicht ändern sich Dinge in der Kirche, aber im Moment ist Vieles in der Wahrnehmung zu negativ. Wir sollten aus Freude unseren Glauben leben. Das ist für mich das Wichtigste im Moment, mit Freude unseren Glauben leben. .

Haben Sie Hobbys? 

Ich fahre gerne Fahrrad und lese sehr gerne. Ich bin eine richtige Leseratte. Früher bin ich gerne verreist.

 

Welches Buch lesen Sie zur Zeit oder würden Sie empfehlen?

„Das achte Leben“ von Nino Haratischwili, ein ziemlich dicker Wälzer. Es ist die Geschichte einer georgischen Familie vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit. Man bekommt Einblicke in aktuelle Problemlagen, wie zum Beispiel die Situation in Russland. Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Ich lese ebenso gerne Biographien, Bücher zum historischen Hintergrund oder Science-Fiction .

Welche Musik mögen Sie besonders?

Ich höre sehr gerne Musik, oft Klassik. Bach ist mein Lieblingskomponist. Aber auch Abba oder die Beatles höre ich sehr gerne.

 

Mit wem würden Sie gerne einmal zu Abend essen?

Mit dem Heiligen Franziskus, obwohl er wohl kaum etwas essen würde. Er hat ja immer gefastet. Oder auch gerne mit Leonard Nimoy, den man als Mister Spock vom Raumschiff Enterprise kennt. Er war ein sehr beeindruckender Mensch und Schauspieler mit jüdischem Glauben.

Haben Sie eine Lieblingsstelle in der Bibel?

Meine Lieblingsstelle ist, wo Jesus mit den Jüngern im Boot ist und schläft. Der Sturm zieht auf und Jesus liegt auf dem Kissen und schläft. Das finde ich genial. Da geht es um tiefes Vertrauen. Er ist da, auch wenn die äußeren Umstände stürmisch sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Das Interview führte René Streitenbürger)